Ende Oktober fand in der Nähe von Leipzig ein Seminar mit dem Titel „Charaktereinschätzung für verhaltensoriginelle Hunde“ statt. „Davon haben wir einige!“, dachten wir uns und sind gern der Einladung der „Wahnsinns-Hunde“ gefolgt.
Unsere Tierpflegerin Natalie hat sich ohne zu zögern den stattlichen Akiro und am zweiten Tag den kleinen Bruno geschnappt, um mehr über das Verhalten der beiden Rüden zu erfahren und wie sie zukünftig im Tierheimalltag noch besser mit ihnen umgehen kann.
Unser Sorgenkind Akiro hat uns an diesem Wochenende ganz besonders überrascht. Schäferhundtypisch hat er im Tierheim leider einige unschöne Verhaltensmuster angenommen und reagiert mitunter mit offener Aggression.
Natalie jedoch hat von Beginn an mehr in ihm gesehen und in den vergangenen Monaten bereits viel mit ihm trainiert. Wie eng das Band der beiden inzwischen geworden ist, zeigte sich vor allem bei der „Ohnmachtsübung“.
Dabei ging es darum zu beobachten, wie der Hund sich verhält, wenn seine Bezugsperson beim Gehen einfach umfällt und somit für ihn nicht mehr verfügbar ist und was dann passiert, wenn ein weiterer, fremder Mensch zur Hilfe eilt. „Kiri“, wie er von seiner Natalie liebevoll genannt wird, hat sich ganz unerwartet verhalten. Er hat die herankommende Person zwar nicht verbellt, versuchte jedoch (ganz unauffällig), die ohnmächtige Natalie abzuschirmen. Als er dann verstanden hat, dass die junge Frau nur helfen wollte, konnte er es auch kaum erwarten, dass Natalie schnell wieder „wach“ wird.
Was uns mindestens genau so sehr gefreut hat, ist dass Akiro wohl eine neue Sozialpartnerin gefunden hat. Mali-Mix-Hündin Lucy ist leider meist nicht allzu begeistert von Artgenossen. Doch irgendwie fand sie den Rüden wohl etwas weniger blöd als den Rest. Natalie schwärmt stolz: „Er hat da eine ganz neue Seite von sich gezeigt – souverän, ruhig, aber bestimmend und super angemessen. Und er konnte beweisen, dass er bei einer aufdringlichen Hündin einen kühlen Kopf bewahrt.“ Das hat Lucy und ihren Besitzern wohl so imponiert, dass sie versprochen haben, ihn in Oelzschau zu einem „Playdate“ zu besuchen. Ein Erfolg auf ganzer Linie!
Am Sonntag mit Bruno waren wir vor allem darauf gespannt, wie er sich in einem ungewohnten Umfeld mit vielen fremden Menschen und Hunden verhalten würde.
Der Französische-Bulldoggen-Rüde hegt nämlich eindeutige Beschädigungsabsicht gegen andere Hunde und findet fremde Personen auch nur so semi-gut.
Doch siehe da: Wenn man den kleinen mit der großen Klappe auch einfach wie einen Hund behandelt und sich ihm nicht aufdrängt, taut er regelrecht auf. Besonders in der anwesenden Männerrunde hat er sich sichtlich wohlgefühlt und definitiv die ein oder andere Freundschaft geschlossen.
Da es im Herbst bereits ein wenig frischer ist, war Bruno natürlich warm angezogen und holte sich in den Pausen einige Streichel- und Kuscheleinheiten bei Natalie ab. Lächelnd erzählt sie uns: „Bruno hat man angesehen, dass er es sehr genossen hat, den Tag mit der Seminargruppe zu verbringen. Ich habe über ihn erfahren, dass er sich durchaus auch mal zurücknehmen kann und das Geschehen auf seinem Platz einfach beobachtet. Kurz gesagt: Für Bruno war es ein sehr schöner Tag!“
Unser Dank gilt an der Stelle noch einmal Sarah & Paula von den Wahnsinns-Hunden (https://www.wahnsinns-hunde.com) für ihre Einladung und ihren Einsatz für den Tierschutz im Allgemeinen!
Danke auch an unser Vereinsmitglied für die wunderschönen und ausdrucksstarken Fotos unserer Schützlinge!
Und nicht zuletzt ein riesengroßes Dankeschön an unsere Natalie, die ihr freies Wochenende damit verbracht hat, unseren Hunden eine tolle Zeit abseits des Tierheimalltags zu gewähren.